..:: Tagebuch einer Rassekatze ::..
... oder warum auch ein hoher Preis vor der Hölle nicht retten kann...

Hallo, mein Name ist Buffy,
meines Zeichens Ocicat und ich durfte nur 9 Jahre alt werden. Sie werden
jetzt sicher meinen dass, das doch ein sehr hohes Alter für eine Katze
sei. Leider aber hätte ich auch noch um einiges älter werden können, zieht
man in betracht, das eine gesunde Katze durchaus 20 Jahre alt werden kann.
Was mir fehlte fragen sie? Nun ja, ich wurde am 02.02.1995 geboren, das
Leben fing so schön an. Wie viele Geschwister ich hatte, weiß ich leider
nicht mehr. Ich weiß auch nicht mehr, das ich zu Anfang gleich sehr Krank
wurde. Ich weiß nur noch, das die Spätfolgen dieser Krankheit, Mama
sagte immer Katzenschnupfen dazu, im Laufe der Jahre immer schlimmer
wurden. Ich hatte dann auch trotzdem das ich so krank war, zwei Würfe, die
ich liebevoll aufgezogen habe. Mein Auge wurde immer schlimmer, aber es
hat wohl keinen gekümmert.
So kam es, wie es kommen musst..... das Auge wurde trüb. Aber auch da
wollte sich noch keiner darum kümmern, ich bin ja nur eine Zuchtkatze.
Meine Kinder wurden groß und verließen das Haus, ich blieb noch da für
eine Weile um mich dann auch auf den ungewissen Weg zu machen. Zusammen
mit meinem Opa Snuggles wurde ich dann an eine ältere Dame abgegeben, die
wohl dachte, eine Katze sitzt halt am Fenster und mehr braucht sie nicht.
Aber falsch gedacht, ich wurde immer kränker und auch Snuggy ging es nicht
gut. Er hatte sich eine schlimme Lungenentzündung eingefangen und bekam
Durchfall und Hustete auch.
So lief unser Leben die nächsten Jahre. Von einem Tierarzt haben wir 5
Jahre nix gesehen. Auch Impfungen bekamen wir keine, wie sollte es anders
sein. Durch diese mangelhafte Pflege, hat irgendwas mit meinen Pfoten
stattgefunden, ich kann meine Krallen nicht mehr wetzen... sie werden
länger und länger und keiner tut etwas. Auch meine Zähne werden immer
schlimmer und ich immer dünner. Genauso wie Snuggy, er frisst auch weniger
als er mit Durchfall wieder ausstößt. Auch seine Zähne tun ihm weh, alles
ist entzündet und wir mögen unser Futter gar nicht mehr. Unsere Klos
wurden schon seit ewigen Zeiten nicht mehr sauber gemacht, immer nur eine
neue Lage Streu drauf und das war es. Nach fünf Jahren nun bei dem neuen
Frauchen, verstarb diese und wir saßen erstmal allein in der Wohnung, eine
nette Nachbarin fütterte uns, aber auch sie hielt nicht viel davon unsere
Klos zu reinigen.
Endlich ein halbes Jahr später, kamen Leute und räumten die Wohnung aus
und nahmen uns mit. Wo es wohl diesmal hingehen sollte? Wir wussten es
nicht. Am Ende der Fahrt, wurden wir in eine Dachwohnung, die noch halb im
Rohbau war gebracht und dort abgesetzt. Sollte das jetzt unser neues Heim
sein? Na ich weiß nicht. Einige Tage später, kamen auf einmal Fremde zu
Besuch. Sie schauten uns an und schüttelten angewidert den Kopf. Dann
gingen sie wieder. So ging das eine Weile hin und her. Auch der Mensch der
uns bei sich aufgenommen hatte, hatte für uns nicht viel übrig. Er sah
zwar das wir krank waren, half uns aber auch nicht. Aber inzwischen war
uns das alles egal. Wir hatten uns schon fast aufgegeben. Denn auch von
unserem neuen Menschen bekamen wir keine Streicheleinheiten und auch er
machte unsere Klos nicht sauber.
Ein paar Tage später, kamen dann Jana und Thorsten und schauten nach uns.
Sie sahen sofort, das da was nicht stimmte und der Mensch bei dem wir
waren, wich allen Fragen aus. Aber das hielt Jana nicht davon ab, weiter
zu fragen. Wo sind die Impfausweise? Was wurde bis jetzt Tierärztlich
getan? Wo sind die Klos? Wie sehen sie aus? Dann schaute sie in mein Maul
und fragte, was ich für Futter bekäme. Nassfutter ich würde ja das billige
Trockenfutter nicht mögen. Snuggy saß bei Thorsten und ließ sich
streicheln, das gleiche tat ich bei Jana, da fällt mir auf, das habe ich
vorher nie getan, ich war immer eine ängstliche und habe mich verkrochen,
aber da, ich ging sofort auf Jana zu und ließ nicht mehr ab von ihr.
Thorsten und Jana fragten dann den Menschen ob er schon beim Tierarzt mit
uns war, dieser sagte nein, er könne sich das nicht leisten als Student
mit fremden Katzen (wir waren die Katzen seiner Oma) zum Tierarzt zu
rennen. Sie fragten ihn dann warum er uns nicht ins Tierheim gegeben
hätte, wohl wissend das die uns in dem Zustand nicht genommen hätten. Er
sagte dann, das er daran gar nicht gedacht hätte und er eigentlich dachte,
das er statt Geld dafür bezahlen zu müssen um uns los zu werden, noch
etwas für uns bekommen würde, immerhin seien wir ja Rassekatzen. (Zusatz:
das Tierheim wo wir dann hätten hinmüssen, nimmt einen Beitrag von 70 €
für jede Katze wenn sie abgegeben wird) Thorsten und Jana verschlug es
bald die Sprache. Sie beratschlagten nicht lange, rafften unsere wenigen
Habseeligkeiten und nahmen uns mit. Den nächsten Tag ging es dann erstmal
zu einer sehr lieben Tierärztin. Diese schlug die Hände vors Gesicht und
sprach mit Mama und Papa erstmal ganz leise. Ich konnte nicht genau
verstehen, was und worum es ging. Mama und Papa guckten nicht sehr
glücklich. Sie machte ihnen nicht viele Hoffnungen, aber sie nahm den
Kampf mit Mama und Papa auf =O)
Und so sahen wir an diesem Tag aus:
Zerzaustes, halb ausgegangenes Fell.
Snuggy lief aus jeder Körperöffnung zäher Schleim.
Die Ohren voll Milben.
Statt Zähne hatten wir nur noch Matsch im Maul.
Buffy war Dauerrollig und nur am schreien.
Die Krallen so lang, das die Beine schief standen.
Buffy hat Krebs.
Dauer Durchfall bei beiden.
Buffys Auge ist nicht mehr zu retten.
Buffys Kaiserschnittnaht ging wieder auf.
und hier höre ich auf aufzuzählen. Es wird immer unschöner. Jedenfalls
erklärte sich die Tierärztin dazu bereit, alles Menschen mögliche zu tun,
um uns Linderung zu verschaffen. Wir bekamen erstmal Spritzen und die
nächsten Tage ging es uns besser, wir wurden auf Diätfutter umgestellt
auch wegen dem Durchfall. Wir fühlten uns sehr wohl bei Jana und Thorsten
und da waren ja auch noch Jasco und Jeanne (Nymphensittiche) und Miguèl
und Hexe. Sie waren alle sehr lieb zu uns. Auch der dritte Mensch im Bunde
Marco war sehr lieb zu uns.
Wir konnten unser Glück nicht fassen, eine große helle Wohnung, Fressen im
Überfluss, sauberes Wasser, saubere Klos, Katzenbetten und vieles mehr,
sogar einen raumhohen Kratzbaum, auch wenn ich Buffy nicht viel damit
anfangen konnte, wegen meiner Krallen und meiner kaputten Knochen konnte
ich nicht weit hoch, wir trauten unseren Augen nicht. Und
Streicheleinheiten ohne Ende. Wir durften im Bett mit schlafen. Auf dem
Sofa liegen, kurz wir durften Katze sein, einfach nur Katze. Wie sehr
hatten wir das vermisst, wir wussten schon nicht mehr wie das ist. Wir
waren endlich am richtigen Ort. Mama unternahm erst gar keinen Versuch,
unsere alten Klos zu reinigen, sie schmiss sie so verschissen wie sie
waren in die Tonne, wir bekamen neue. Nun ging es jeden Tag zum Arzt und
sie taten wirklich was sie konnten. Snuggy ging es eine Woche richtig gut
und er blühte auch wieder richtig auf.
Er hing mit einer Hingabe an Mama, das es ein Vergnügen war. Doch dann
genau 7 Tage später, saß er morgens am Fenster, Mama und Papa kamen ins
Wohnzimmer und schauten ihn an. Sein Blick sagte nur: " Ihr lieben, bitte
lasst mich gehen, ich weiß Buffy geht es gut bei Euch, aber ich kann nicht
mehr. Es war einfach zu viel und zu lange." Mama griff zum Telefon und
rief die Ärztin an. Wir fuhren sogleich los, Buffy kam wieder an den Tropf
und Papa blieb bei ihr. Mama ging mit Snuggy den letzten Gang. Das waren
wir dem kleinen Mann schuldig. Er schaute Mama dankbar in die Augen, als
er seinen letzten Atemzug auf ihrem Arm tat. Er war nun zuhause
angekommen. Später sollte sich herausstellen, das er die Kieferhöhle total
vereitert hatte und sich seine Lunge auflöste. Da hätte auch eine Not OP
nichts mehr ausgerichtet. Snuggy durfte nur 13 Jahre alt werden.
Bei mir der Buffy lief es anders, ich wurde Operiert. Erst meine
Rolligkeit, ich wurde Kastriert, danach kamen meine matschigen Reste was
mal Zähne gewesen sein sollen heraus und mir wurden die Krallen in Ordnung
gebracht. Ich musste ständig zur Infusion und zur Nachsorge. Mein
Kaiserschnitt wurde erneut versorgt, denn der war auch am Eitern. Es
stellte sich dann irgendwann Besserung ein und Mama und Papa freuten sich.
Anfänglich brauchte ich auch noch nicht zu Inhalieren, was im Laufe des
Jahres immer mehr zunahm. Ich fraß mit vorliebe Trockenfutter und war aber
doch eine Eigenbrötlerin. Nur zu Mama ging ich wenn ich die Lust
verspürte.
Zum Endes des Jahres, ging es rapide mit mir abwärts. Fressen tat ich noch
immer, aber ich wollte immer mehr meine Ruhe haben, ich ging nicht mehr
auf Katzenklo, sondert verrichtete meine Notdurft unter dem Bett von Papa.
Der Schnupfen wurde schlimmer, ich musste häufiger am Tag inhalieren und
mein Auge wurde wieder schlimmer. Bis zu dem Tag, an dem Mama mich
hochnahm und zu Papa sagte, lass uns zum Arzt fahren, sie schnieft nur
noch.... Das hieß nix gutes, aber ich vertraute den beiden. Die Tierärztin
nahm sich auch sofort Zeit für uns und meinte dann auch, es habe keinen
Sinn mehr. Cortison schlug bei mir nicht an und der Schnupfen schnürte mir
immer mehr die Kehle zu. So durfte auch ich unter Mamas Tränen meinen
letzen Weg antreten.
Sie hielt mich im Arm bis ich meine Augen schloss, das tat gut, zu wissen,
der Mensch dem ich am meisten vertraute ist bei mir. Es ging uns so gut,
bei Mama und Papa wie es uns noch nie ging und wir danken ihnen von ganzem
Katzenherzen dafür. Wir wären gerne länger geblieben, aber es gab Menschen
auf unserem Weg, die dieses verhinderten. Wir waren ja trotz unseres hohen
Preises den man für uns gezahlt hatte nur Katzen. Wir werden unsere
Menschen nie vergessen und freuen uns auf den Tag, an dem wir sie auf der
Regenbogenbrücke wieder sehen werden.
Mama leidet noch heute furchtbar darunter, das sie uns nicht mehr helfen
konnte, wir sehen es jeden Tag, wenn wir vom Himmel herunter sehen. Aber
sie konnte nicht mehr für uns tun....!
Anmerkung:
Wir hatten der Züchterin mitgeteilt, das wir die Katzen übernommen haben.
Gott sei dank, war ich so geistesgegenwärtig und habe die Besitzurkunden
gleich auf meinen (Jana) Namen umtragen lassen. Die Züchterin tat im
ersten Moment total gleichgültig und es wäre ja dann in Ordnung. Ein paar
Tage später stellte sie Besitzansprüche aus dem Vertrag mit der
Vorbesitzerin der Katzen. Das interessierte mich wenig. Sie drohte mir
dann mit dem Anwalt und einer Klage, wenn ich ihr die Tiere nicht
herausgebe, da man ja durchaus mit der Katze noch weiter hätte züchten
können, auch das interessierte mich nicht. Sie teilte mir einige Tage
später mit, das ihr Anwalt von einer Klage abriete. Sie solle froh sein,
das ich sie nicht wegen unterlassener Hilfeleistung anzeigen würde. Da sie
über die Verhältnisse laut Zeugenaussagen bescheid gewusst hatte.

Persönliche Gedanken:
Warum müssen immer wieder Tiere so etwas durch machen? Was haben diese
Tiere getan? Buffy und Snuggy waren so liebe Tiere. Sie wollten doch auch
nur Leben, nachdem sie keiner gefragt hat, ob sie in diese Welt hinein
geboren werden wollten. Sie waren einfach Traumhaft und mir laufen heute
wieder die Tränen. Heute über ein Jahr nach dem uns Buffy für immer
verlassen hat. Es gibt Leute die fragen uns was wir von den beiden gehabt
hätten, außer einer hohen Tierarztrechnung. Was wir hatten? Wir hatten
zwei wundervolle Tiere, die ihr Leben mit uns geteilt haben. Die uns
gezeigt haben, das sie zwar die Hölle durchgemacht haben, aber auch wieder
lernten uns zu vertrauen.
Beide werden in unseren Herzen weiter leben und werden nie vergessen sein.
Und wir werden uns weiter um die ärmsten der ärmsten bemühen, alle unserer
Tiere, jedes einzelne hat ein mehr oder weniger schlimmes Schicksal hinter
sich und wir versuchen es wieder aufzufangen. Man merkt sofort, das diese
Tiere nur darauf warten das sie ihr kleines Herz wieder öffnen dürfen,
auch wenn sie unter Umständen Jahre dafür brauchen. Es ist die Zeit und
auch das Herzblut wert, auf diesen Tag zu warten. Ich sehe es jeden Tag an
Miguèl, bei fremden Männern sitzt er versteinert da und auch auf meinen
Mann und meinen Sohn, geht er nur mit ganz winzigen Schritten zu. Nur an
mir hängt er mit einer Liebe und Hingabe, das es mir manchmal die Tränen
in die Augen treibt.
Liebe Grüsse
Mama und Papa und Marco
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